von | 07. Okt. 2019 | 2 Kommentare

Ecuador – Geschichten von Motorradreisenden

Ob in den Weiten der Steppe Argentiniens, der eindrucksvollen Hochwüste Boliviens oder den endlosen Pässen Perus – oft sind wir ganz einsam unterwegs gewesen. Gewiss ist es schön, wenn man das eine oder andere lauschige Plätzchen für sich alleine hat. Doch auf Dauer haben wir es schon manchmal vermisst: die Begegnungen und den Austausch mit anderen Reisenden.

Es ist jedes Mal spannend, sich über besuchte Orte auszutauschen, echt hilfreich, den ein oder anderen Tipp zu bekommen und auch unglaublich lustig, sich schon in ähnlichen Situationen wiedergefunden zu haben. Kurz gesagt: Es ist immer eine große Freude und bei den meisten Menschen stimmt die Chemie sofort. Die gemeinsame Leidenschaft zum Reisen und Motorradfahren verbindet eben.

Darum soll dieser Blogartikel nun etwas anders werden. Es soll nicht um unsere Erlebnisse, sondern um die vielen Motorradreisenden gehen, die wir in Ecuador getroffen haben. Da uns diese Menschen inspiriert haben, möchten wir sie euch gerne kurz vorstellen.

Wamuyu und Dos: Vorurteile und Grenzen überwinden

Schon an der Grenze zu Ecuador erblicken wir vollbepackte BMW Motorräder und zwei 250ccm Yamaha Ténérés. Als wir neben den vier Reisemotorrädern anhalten, werden wir direkt von Dos angesprochen. Er ist vor einem Jahr mit Wamuyu auf eine Motorradweltreise aufgebrochen. Sie haben das Ziel, zusammen alle Kontinente zu bereisen. Aber seht selbst:

Dos und Wamuyu kommen aus Kenia. Die beiden haben sich an einer Tankstelle kennengelernt und sich direkt am nächsten Tag zu einer Tour mit den Moppeds verabredet – der Rest ist Geschichte. Als sie mit ihren 800er BMWs in Kenia losgefahren sind, haben sie alles hinter sich gelassen.

Uns beeindruckt, wie stolz die beiden auf ihre Heimat sind. Außerdem ist es sehr spannend, ihre Sicht auf Kenia zu erfahren. Dass sie mit einigen Vorurteilen aufräumen, bezeichnen sie als “die unerzählte Geschichte Kenias”. Bravo!

Jeden Morgen sprechen sie vor ihrer Abfahrt ein Gebet aus, an dem jeder, der sich gerade in der Nähe befindet, teilnehmen darf. Auch wenn wir nicht religiös sind, ist es dennoch ein schönes Ritual, bei dem sich alle an den Händen fassen und kurz auf das Wichtigste besinnen.

Es ist unglaublich, wie viel schwieriger das Reisen für die beiden im Vergleich zu uns ist. Während wir in Südamerika noch nie ein Visum gebraucht haben und unkompliziert an jeder Grenze neunzig Tage in den Pass gestempelt bekommen, müssen die beiden für jedes Land ein Visum beantragen. Das kostet hier richtig viel Zeit und Geld:

In jedem Land müssen sie in die Hauptstadt fahren, um in der Botschaft das Visum für’s jeweils nächste zu bekommen. Allein für den Grenzübergang nach Ecuador zahlen sie 450 US Dollar pro Person, wir hingegen gar nichts. Wieder einmal wird mir bewusst, wie privilegiert wir mit unserem deutschen Pass sind.

Der Reiselust von den beiden nimmt diese Hürde keinen Abbruch. Sie waren sogar in der Antarktis, der Höhepunkt ihrer bisherigen Reise, wie sie uns erzählen.


Unter dem Namen Throttle Adventures bloggen die beiden und geben praktische Tipps zum Motorradreisen.

Priscilla und Steve: Motorradmechanik kann so romantisch sein

Steve und Priscilla gehören die beiden Ténérés an der Grenze. Sie kommen aus Kalifornien und haben sich die Moppeds in Peru gekauft, um durch ganz Südamerika zu reisen. Eine sehr kluge Entscheidung, da die Leichtgewichte für südamerikanische Abenteuerstraßen geradezu perfekt sind.

Die beiden haben sich übrigens bei einem Schrauberkurs kennengelernt. Auf ihrem Weg nach Ecuador haben sie Dos und Wamuyu getroffen und sich spontan entschieden, ein Stück gemeinsam zu reisen.

Mir fällt direkt auf, dass Priscillas Mopped ihr eigentlich viel zu hoch ist. Sie erzählt, dass sie es dreimal tieferlegen lassen und die Absätze ihrer Stiefel erhöht hat. Trotzdem kommt sie mit beiden Füßen nicht auf den Boden. Unter diesen Umständen eine so lange Reise zu bestreiten und keine noch so fiese Offroad Piste zu meiden, das hat höchsten Respekt verdient.

Mit Steve hat sie den lustigsten Reisegefährten gefunden, den man sich vorstellen kann. Stevi ist ein waschechter Hippie, scheint immer gut drauf zu sein und bringt uns mit seinen Scherzen oft zum Lachen.

Wir hängen uns für eine Weile an beide Paare mit dran und bilden zusammen eine ziemlich coole Motorradgang, die sich aus drei verschiedenen Kontinenten zusammensetzt. Zu sechst verbringen wir einige feucht-fröhliche Abende mit guten Gesprächen. Obwohl wir uns gerade erst begegnet sind, fühlt es sich an, als würde man sich ewig kennen.


Auf Instagram findet ihr die Reise von Stevi und Priscilla unter @left_at_the_lama

Dina und Helge: Herrlich entspannte Nordlicher

Etwas später fahren uns an der warmen Pazifikküste zwei schwer beladene Reiseenduros mit deutschen Kennzeichen über den Weg. Sowas sieht man nicht alle Tage! Als die beiden Maschinen einen Parkplatz ansteuern, fahren wir einfach hinterher und werden schließlich mit einem herzlichen “Moin, Moin” begrüßt.

Dina und Helge teilen die gleiche Leidenschaft wie wir

Die große KTM Adventure und die 800er BMW gehören Dina und Helge. Die beiden hatten genug von ihrem bürgerlichen Leben in Norddeutschland und sind auf der Suche, ob es nicht mehr als “9 to 5” und Hamsterrad gibt. Getrieben von ganz viel Fernweh, haben sie ihre Motorräder nach Valparaiso in Chile verschifft und werden für ein Jahr hier unterwegs sein.

Zwei ganz liebe Menschen, die norddeutsche Frohnatur ist einfach ansteckend. Wir haben zusammen unglaublich viel Spaß und stellen fest, mit unseren Vorstellungen vom Leben nicht weit auseinander zu liegen. Auch Dina und Helge haben sich über das Motorradfahren auf einem Treffen kennengelernt. Wer hätte gedacht, dass dieses Hobby so viele Menschen zueinander führen kann!

Es ist sehr schade, dass Dina die Höhe nicht gut verträgt und wir uns leider nach ein paar Tagen wieder trennen müssen. Wir wären sehr gerne noch gemeinsam in Richtung Kolumbien gefahren. Sicher ist jedoch, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen haben! Wenn nicht hier, dann eben irgendwo anders.


Die Beiden sind mittlerweile in Argentinien und haben dort schon viele Freundschaften mit den Menschen dort geschlossen. Wir stöbern regelmäßig im Blog von Dina und Helge (www.motopista.de) und schmunzeln über verloren geglaubte Smartphones, wie sie mit argentinischen Motorradfahrern feiern und regelmäßig zum Asado eingeladen werden.

Cesar: Ein hoffnungsloser Optimist

Auf einem Campingplatz an der Küste von Puerto Lopez treffen wir Cesar, einen Motorradreisenden aus Peru.

Cesar ist auf 110 ccm unterwegs und das mit 65 Jahren

Die Begegnung mit Cesar hat mich besonders geprägt. Er ist 65 Jahre alt und hatte vor längerer Zeit einen schlimmen Unfall in einem peruanischen Bus. Er konnte lange Zeit nicht alleine laufen und hat sich nach dem schicksalhaften Ereignis vorgenommen, seinen Kontinent zu bereisen. Cesar ist mit seinen Knien immer noch sehr eingeschränkt, deshalb helfe ich ihm dabei, sein Zelt aufbauen.

Er beweist, dass man nicht viel Geld zum Reisen braucht: Freunde haben ihm ein 110 ccm Mopped geschenkt, mit dem er nun unterwegs ist. Meistens übernachtet er bei Motorradclubs, die ihm kostenlose Unterkunft bieten. Um etwas Geld zu verdienen, verkauft er Aufkleber mit Motiven seiner Reise am Straßenrand.

Cesar ist ein cooler Typ mit guten Musikgeschmack. Vor allem ist er jedoch ein Optimist. Und wie sich das gehört, hat er noch große Pläne: sein Traum ist, die Route 66 in den USA zu fahren. Wir drücken ihm ganz fest die Daumen, dass er es schafft!


Dass wir Cesar getroffen haben ist mittlerweile schon einige Monate her. Vor zwei Wochen hat er uns geschrieben, dass etwas Schlimmes passiert sei: Bei einem Überfall wurde sein ganzer Besitz wurde vom Motorrad gestohlen und er muss wieder von vorne anfangen. Doch Cesar lässt dich nicht entmutigen und reist weiter. Er ist nun auf dem Weg nach Chile.

Hannes: Angekommen

In Quito, der Hauptstadt Ecuadors, verabreden wir uns mit Hannes. Endlich treffen wir uns mal, denn wir kennen uns bisher nur über Facebook. Es ist immer toll, Menschen, von denen man bisher nur Reiseberichte im Internet gelesen hat, persönlich kennenzulernen.

Im Herzen ist Hannes auch ein Südamerikaner

Hannes hat eine sympathische Berliner Schnauze. Anfangs hatte er den Plan, von Argentinien nach Alaska zu fahren. Mittlerweile ist er jedoch ewig in Südamerika unterwegs und hier einfach hängen geblieben. Das können wir sehr gut nachvollziehen.

Mit seiner Suzuki DR 650 war er so ziemlich überall, wo wir auch waren und noch viel weiter. Er fliegt immer mal wieder in die Schweiz zurück, wo er im Winter arbeitet, um anschließend mit etwas Geld in der Tasche nach Südamerika zurückzukehren. Wir finden, dass Hannes hier auch gut hinpasst. Man merkt, dass er hier angekommen ist.

Dass sein Bike momentan Probleme mit dem Vergaser hat, nimmt er – typisch südamerikanisch – natürlich gelassen. Er ist mit den Mechanikern befreundet und hat sogar eine kleine Wohnung direkt in der Werkstatt bekommen.


Der Plan, uns mit Hannes in Kolumbien wiederzutreffen, ist leider nicht aufgegangen. Doch wir werden uns bestimmt wieder begegnen. Hannes ist auf Instagram und Facebook unter dem schönen Namen wentforlunchbackinfiveyears zu finden.

Mehr Fotos aus Ecuador

Abschließend noch ein paar Fotoeindrücke von unserer Zeit in Ecuador:

In der Hafenstadt Guayaquil leben Leguane im Stadtpark
Zur Zeit als wir in Ecuador waren, kamen gerade die Wale auf ihrer Tour Richtung Süden an der Pazifikküste vorbei
Diesen kleinen grünen Dino hätten wir glatt übersehen, wenn Campingplatzbesitzerin Elsie uns ihn nicht gezeigt hätte
Auch Helge und Cesar haben sich prima miteinander verstanden
Der Vulkan Chimborazo hat uns sehr beeindruckt….
…er ist der Berg, dessen Gipfel am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist.
Wir sind einmal komplett um den Chimborazo herumgefahren….
…denn von allen Seiten hat er ein beeindruckendes Bild ergeben.
Auf diesem Campingplatz wurden wir durch die Kräuterwelt Ecuadors von Angelika geführt
Das Mitad del Mundo Denkmal an der Äquatorlinie. Den Eintritt von 9$ für ein Foto haben wir uns gespart
Im Bergdorf Otavalo gibt es nicht nur einen großen indigenen Markt, sondern auch viel Street Art.
Hans ist ein deutscher Aussteiger und wohnt seit vielen Jahren in Ibarra
Seine “Finca Sommerwind” ist zu einem Treffpunkt für Südamerikareisende aus der ganzen Welt geworden.
Täglich kamen neue Reisende in Vans, LKWs oder auf Motorrädern vorbei und wir konnten uns viel austauschen.

Falls du uns für die 234567 Stunden Arbeit etwas zugutekommen lassen möchtest, weil du Freude an unseren Geschichten hast: Du kannst uns ein Brötchen spendieren, wenn du magst (Wird garantiert nicht für Brötchen, sondern für Bier ausgegeben).

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2 Kommentare

  1. Mae & Kay Nusser

    Hallo ihr beiden,

    hab kürzlich euren Pegaso Podcast gehört, sehr interessant!

    Es hat mich irgendwie beruhigt, dass auch ihr beiden Monate gebraucht habt um euren Rhythmus mit der Packerei zu finden – uns geht es genauso.
    Danke für eure Inspiration mit …‘hiking‘ sonst hätten wir keinen Wanderrucksack dabei ?.

    Gute Reise weiterhin mit den beiden Moppeds,

    Grüße aus Batumi,
    Mae & Kay
    Whentravelbites.de

    Antworten
  2. Moe

    Hallo Mae und Kay 🙂

    Danke für den Kommentar! Schön von euch zu hören.

    Irgendwie kann man beim Packen doch immer etwas optimieren 🙂
    Es freut uns, euch, dass wir euch mit den Rucksäcken inspirieren konnten. Ich hoffe, ihr habt die auch gut im EInsatz.

    Beste Grüße aus Kolumbien!

    Antworten

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