Warum wir mit vier Reisepässen unterwegs sind
Der Reisepass ist die wichtigste Voraussetzung, um Länder außerhalb Europas zu bereisen. Und obwohl Deutsche laut Visa Restriction Index 2016 das Privileg des mächtigsten Reisepasses der Welt haben, kann es bei dem einen oder anderen Land trotzdem zu mal Problemen bei der Einreise oder der Beantragung von Visa kommen.
In manchen Fällen lässt dich dies jedoch mit einem kleinen Buch vermeiden: dem Zweitpass. Viele Reisende wissen leider immer noch nicht, dass jede/r Deutsche einen Zweitpass beantragen kann. Dieser kann das (Reise-)Leben deutlich vereinfachen.
Wer braucht einen Zweitpass überhaupt?
Sicherlich braucht nicht jede/r Reisende einen. Je nachdem, wie man reist, könnte ein Zweitpass jedoch lohnenswert sein, vor allem für Viel- und Weltreisende. Wieso, kann man in drei Punkten zusammenfassen:
a) Visa unterwegs beantragen
Die Beantragung eines Visum kann sich manchmal schrecklich in die Länge ziehen. Vor allem dann, wenn man kein Visum bei Einreise oder auf dem elektronischen Weg beantragen kann. Also muss man den Pass in die Botschaft der eigenen Heimat schicken. Dann heißt es erstmal warten, bevor es weitergehen kann.
Und wofür könnte man diese Zeit nutzen, in der man auf den Pass wartet? Richtig, für’s Reisen! Mit einem zweiten Pass ganz easy. Carpe Diem!
b) Stempelkonflikte meiden
Sagen wir mal so: manche Länder finden es ziemlich doof, wenn du vorher in gewissen anderen Staaten deine Zeit verbracht hast. Und das kann dir bei der Einreise dann einige Probleme bereiten. Diese können von einem Verhör bis zur Verweigerung der Einreise führen. Muss nicht, kann aber. Es ist beispielsweise bei einigen arabischen Ländern und den USA oder Israel nicht unproblematisch, wenn ein Stempel der Anderen den Pass schmückt. Mit Zweitpass kann man das umgehen.
Jedoch sollte man darauf achten, dass der Verlauf der Reise Sinn ergibt: Wenn ich von Land A in Land B reise und der Stempel von Land A im Pass fehlt, den ich bei Einreise in Land B vorzeige, dann ist das schon ziemlich merkwürdig…
c) Mehr Platz
Auf Weltreise kann sich der Reisepass schnell füllen, denn so manches Visum nimmt gerne eine ganze Seite ein. Und wenn man dann noch in den Jahren zuvor etwas gereist ist, kann es wirklich eng werden. Der Zweitpass verdoppelt die Anzahl der Seiten nicht nur, man kann ihn sogar in der 48-Seiten-Version – also extra dick – beantragen. Super für alle, die viele Länder auf ihrer Liste haben.
Und wie kommt man an das Ding?
Genau dort, wo man auch den ersten Pass ausgestellt bekommen hat: Bei der Gemeinde- oder Stadtverwaltung. Einfach Personalausweis oder alten Pass sowie ein biometrisches Passfoto mitbringen. Vorher sollte man sich genau überlegen, ob und wieso man den Zweitpass wirklich braucht. Denn man kann ihn nur beantragen, wenn man dies auch gut begründet. Ein kurzes formloses Schreiben reicht hierfür aus.
Wir haben als Grund für den Zweitpass die oben beschriebenen Stempelkonflikte genannt.
Außerdem noch gut zu wissen:
- der Zweitpass ist nur 6 Jahre gültig (im Gegensatz zu 10 Jahren beim Erstpass)
- er kostet 60 Euro, der Zuschlag für 48 Seiten liegt bei 22 Euro
- nach ca. 3 Wochen kann man sich den neuen Pass abholen (alten Ausweis mitbringen)
Aha…und in manchen Ländern wirst du mit einem Zweitpass (eventuell) als Spion verhaftet!! Also Vorsicht!
Prinzipiell ist der Besitz eines Zweitpass erst mal völlig legal und wird von vielen Überland-Reisenden genutzt. Natürlich wedelt man dem Grenzer nicht beide Pässe zu.
Ich hab keine Erfahrung mit der Situation, aber es kann bestimmt sein, dass sich im hypothetischen Fall ‘der Pass wird bei einer Durchsuchung gefunden’, eine Einreise verzögert. Wegen einem zweiten Reisepass ‘als Spion verhaftet zu werden’ halte ich doch für unwahrscheinlich und überängstlich.